Wie oft haben Sie schon jemanden sagen hören: „Die Börse ist ein großes Casino“ und es stimmt, dass sowohl Börseninvestments als auch Glücksspieleinsätze leistungslose Gewinnchancen bieten … ebenso wie Totalverlustrisiken.
Sämtliche Glücksspiele sind von kurzer Dauer. Spieler haben sofort oder nach wenigen Tagen ein Ergebnis.
Das muss, abhängig vom Investment, an der Börse grundsätzlich nicht anders sein. Zusätzlich zu den kurzfristigen Spekulationen, haben Sie an der Börse aber auch die Möglichkeit, langfristig zu investieren.
Bei Investitionen in Aktien, bleibt nach Kursverlusten (Aktie fällt im Wert unter ihren Kaufpreis) die Möglichkeit, den Rückschlag auszusitzen und auf steigende Kurse zu hoffen. Solange das Unternehmen an der Börse gelistet bleibt.
Bei Ausblendung extrem seltener Ereignisse, die das Potential haben ganze Volkswirtschaften zu zerstören, versprechen bestimmte Börseninvestitionen, hier insbesondere der Kauf von Aktien von Großunternehmen (Blue Chips), eine langfristig positive Rendite.
Hat man als Investor nicht das Pech, auf einem Allzeithoch vor einem Crash zu investieren, erzielt man – über 15 Jahre – in der Regel einen positives Gesamtergebnis.
Wohingegen das Gesamtergebnis bei Glücksspielen langfristig oft negativ ist.
Investoren und Spieler versuchen beide, dass Chancen-Risiko-Verhältnis zu optimieren. Grundsätzlich haben hier Glücksspieler weniger Möglichkeiten als Investoren.
Investoren haben größere Möglichkeiten zu diversifizieren, können größere Summen einsetzen und verfügen zudem über mehr relevante Informationen als Glücksspieler.
Unter einer Investition versteht man die Zuweisung von Kapital an einem Vermögenswert, wie z. B. Aktien, mit der Erwartung, Einkommen oder Gewinn zu erzielen.
Die Erwartung einer Rendite in Form von Erträgen oder Kurssteigerungen ist die Grundvoraussetzung für Investitionen.
Risiko und Rendite gehen bei Investitionen oft Hand in Hand; ein geringes Risiko bedeutet in der Regel eine geringe Renditeerwartung, während höhere Renditen in der Regel mit einem höheren Risiko einhergehen.
Anleger müssen immer entscheiden, wie viel Geld sie riskieren wollen. Profi-Händler riskieren in der Regel 2-5 % ihres Kapitals bei einem bestimmten Handel.
Längerfristig orientierte Anleger versuchen in der Regel eine Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe u. a.) hinweg.
Diversifizierung ist eine Strategie des Risikomanagements: Die Streuung des Kapitals auf verschiedene Arten von Vermögenswerten und innerhalb einer Anlageklasse auf verschiedene Märkte kann dazu beitragen, potenzielle Verluste zu minimieren.
Um den Gesamtertrag ihrer Investitionen zu optimieren, studieren einige Anleger Handelsmuster. Sie schauen sich Aktiencharts an und versuchen Wende- oder Kipppunkte zu identifizieren.
Die so genannte Chartanalyse oder technische Analyse ist so seriös wie ein Horoskop. Wenn allerdings ausreichend Marktteilnehmer mitmachen, kann es funktionieren.
Die Höhe der Provisionen, die ein Anleger einem Makler für den Kauf oder Verkauf von Aktien in seinem Namen zahlen muss, kann sich stark auf die Anlagerendite auswirken. Insbesondere dann wenn man pausenlos kauft und verkauft.
Ein Glücksspiel ist definiert als Wette auf ein bestimmtes Ereignis. Damit unterscheidet sich das Glücksspiel nicht grundsätzlich von der Börsenspekulation.
Ein Split beim Roulette ist mit 17:1 sogar wahrscheinlicher, als der erfolgreiche Abschluss aller Zulassungsphasen bei der Medikamentenentwicklung, 20:1.
Zweifellos ist ist der Split stärker vom Zufall beeinflusst, als der Forschungsprozess bei einem Pharmahersteller. Hier sind einige Unternehmen erfolgreicher als andere.
Wie Investoren müssen auch Glücksspieler sorgfältig abwägen, wie viel Kapital sie „ins Spiel“ bringen wollen.
Bei einigen Kartenspielen sind die Pot Odds (Topf-Wettchancen) eine Möglichkeit, das Risikokapital im Verhältnis zum Risiko zu bewerten: der Geldbetrag, den man bei einem Einsatz mitgehen muss, verglichen mit dem, was bereits im Pot ist. Wenn die Quoten günstig sind, ist es wahrscheinlicher, dass der Spieler den Einsatz mitgeht.
Die meisten professionellen Glücksspieler beherrschen das Risikomanagement sehr gut. Sie recherchieren die Geschichte von Spielern oder Mannschaften oder die Blutlinie und Erfolgsbilanz eines Pferdes.
Auf der Suche nach einem Vorteil suchen Kartenspieler in der Regel nach Hinweisen von anderen Tischspielern; gute Pokerspieler können sich daran erinnern, was ihre Gegner 20 Hände zuvor gesetzt haben. Sie studieren die Verhaltensweisen und Wettmuster ihrer Gegner, in der Hoffnung, daraus nützliche Informationen zu gewinnen.
Beim Glücksspiel im Kasino spielt der Spieler gegen „das Haus“. Bei Sportwetten wetten die Spieler gegeneinander, da hier auch die Höhe der Einsätze die Gewinnchancen bestimmt.
Die Gewinnchancen eines Spielers können auch dadurch gemindert werden, dass er über seinen Einsatz hinaus einen zusätzlichen Geldbetrag, die so genannten „Punkte“, aufbringen muss, die unabhängig davon, ob der Spieler gewinnt oder verliert, von der Bank einbehalten werden. Diese Punkte sind vergleichbar mit der Handelsgebühr, die ein Aktienkäufer zahlt.
Sowohl beim Glücksspiel als auch beim Investieren versucht jeder, das Risiko zu minimieren und gleichzeitig den Gewinn zu maximieren. Beim Glücksspiel hat das Haus immer einen Vorteil. Dieser mathematische Vorteil gegenüber dem Spieler, wächst mit zunehmender Spieldauer.
Im Gegensatz dazu verzeichnet der Aktienmarkt auf lange Sicht – 15 Jahre und länger – Wertzuwächse. Das bedeutet nicht, dass ein Glücksspieler nie den Jackpot knackt. Es bedeutet auch nicht, dass ein Aktienanleger nicht ihr gesamtes Kapital verlieren können.
Es bedeutet lediglich, dass sich die Chancen im Laufe der Zeit zu Gunsten der Börsenanleger verbessern und zu Ungunsten der Glücksspieler verschlechtern.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen Investitionen und Glücksspielen: Spieler haben nur wenige Möglichkeiten, Ihre Verluste zu begrenzen.
Abgesehen von einigen Innovationen bei Online-Sportwetten, wie z. B. In-Play-Wetten, die während des laufenden Spiels geändert werden können oder der s. g. Teil-Cash-Out-Option, die es ermöglicht, einen Teil des Wetteinsatzes zurückzuerhalten, wenn sich ein Ergebnis als ungünstig erweist, gibt es hier nichts, was Spieler tun können.
Im Gegensatz dazu, haben Aktienanleger eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Totalverlust des angelegten Kapitals zu verhindern. Das Setzen von Stop-Losses für ihre Aktieninvestitionen ist eine einfache Möglichkeit, ein übermäßiges Risiko zu vermeiden.
Wenn eine Aktie um 10% unter den Kaufpreis fällt, haben Sie die Möglichkeit, die Aktie automatisch an jemand anderen zu verkaufen und trotzdem 90 % Ihres Risikokapitals zu behalten.
Im Falle es plötzlichen Markteinbruchs, kann es Ihnen aber passieren, dass Stop-Losses nicht ausgeführt werden können.
Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Aktivitäten betrifft den Einfluss des Faktors: Zeit.
Ein Glücksspiel ist ein immer zeitlich begrenztes Ereignis, während eine Investition in ein Unternehmen auch mehrere Jahre dauern kann.
Beim Glücksspiel ist die Gelegenheit, von Ihrem Einsatz zu profitieren, vorbei, sobald das Spiel vorbei ist. Sie haben entweder gewonnen oder Ihren Einsatz verloren.
Bei Aktieninvestitionen haben Sie grundsätzlich die Möglichkeit, bei Verlusten, die nicht zu Totalverlusten werden, solange zu warten, bis sich die Aktie wieder erholt hat.
Das geht oft schief – Wirecard (193 EUR 2019 ➡ 25 Cent 2021) – aber manchmal klappt es – Apple (11 Cent 1998 ➡ 131 EUR 2021) – auch.
Anleger, die Dividenden-Aktien kaufen, können sich zudem über jährliche Gewinn-Ausschüttungen (Dividende) freuen. Die Unternehmen zahlen ihnen Anlegern, eine auf der jährlichen Hauptversammlung festgelegte Dividende, solange diese deren Aktien halten.
Einige Anleger bauen ihre gesamte Investitionsstrategie auf diese, s. g. Dividendenrendite, auf.
Echte Kursraketen, wie Amazon oder Tesla, halten sich mit solchem Schnickschnack, wie Dividendenzahlungen, nicht auf. Hier werden Gewinne sofort Reinvestiert. Die Anleger haben darüber am Anfang etwas gemurrt, aber unterm Stich, hat es sich für sie gelohnt.
Sowohl Aktienanleger als auch Glücksspieler blicken in die Vergangenheit, studieren die historische Performance und das aktuelle Verhalten, um ihre Gewinnchancen zu verbessern.
Informationen sind sowohl in der Welt der Glücksspiele als auch in der Welt der Aktienanlagen ein wertvolles Gut. Es gibt jedoch Unterschiede in der Verfügbarkeit dieser Informationen.
Börseninformationen sind für die Öffentlichkeit inzwischen leicht zugänglich. Unternehmensgewinne, Finanzkennzahlen und Managementteams können leicht recherchiert werden.
Anders beim Glücksspiel, hier ist es deutlich schwerer relevante Informationen zu beschaffen.
Fazit: Mathematisch begabte Spieler, sollten darüber nachdenken, in die Börsenspekulation einzusteigen. Es ist durchaus möglich, dass sie hier mehr Erfolg haben, als beim Gambling.
Börsenspekulanten mit einem Talent zum Psychologen, sollten Casino-Kartenspiele ausprobieren. Sie könnten bei Spielen wie Blackjack, Bridge oder Poker mehr Erfolg haben, als bei Börsenwetten gegen anonyme Autisten oder Trading-Algorithmen.
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