Nacht-Depesche

Im Gleichgewicht – die psychische Entwicklung des Kindes stärken
Selbstvertrauen durch sichere Bindung

Im Gleichgewicht – die psychische Entwicklung des Kindes stärken

Psychisches oder seelisches Wohlbefinden gehört zu den Grundpfeilern einer gesunden kindlichen Entwicklung.

von BZgA
von BZgA

veröffentlicht am 16. Mai 2015 | 16:30 Uhr

Eltern und Kindern
Vorlesen stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kindern.

Eltern wünschen sich, dass ihr Kind nicht nur körperlich und geistig gute Fortschritte macht, sondern sich auch psychisch oder seelisch gesund entwickelt.

Sie wünschen sich, dass ihr Kind die Herausforderungen, die das Heranwachsen mit sich bringt, gut meistert – dass es lernt, mit Rückschlägen und Enttäuschungen umzugehen, und auch bei besonderen Belastungen – in der Familie, in der Schule, später in Ausbildung und Beruf – nicht gleich „aus der Bahn“ geworfen wird.

Was heißt „psychische“ Gesundheit?

Psychische Gesundheit versetzt den Menschen in die Lage, mit den alltäglichen Lebensbelastungen umgehen und sie gut bewältigen zu können.

Sie wird entscheidend davon bestimmt, ob und inwieweit sich Belastungen und Herausforderungen auf der einen Seite und die Mittel und Ressourcen zu deren Bewältigung auf der anderen Seite im Gleichgewicht halten.

Hierzu zählen zum Beispiel das persönliche „Rüstzeug“ wie die eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften sowie Rückhalt und Unterstützung beispielsweise durch Familie und Freunde. 

Für Kinder ist die emotionale Bindung und positive Beziehung zumindest zu einem Elternteil oder zu einer zuverlässigen erwachsenen Bezugsperson von entscheidender Bedeutung für eine gesunde seelische Entwicklung und für psychische „Robustheit“, die sogenannte Resilienz.

Jedes Kind ist anders und entwickelt sich auf seine Weise. Das gilt auch für die psychische Entwicklung. Manche Kinder sind bereits vom Temperament her eher zurückhaltend und ruhig, andere eher impulsiv und lebhaft.

Während das eine Kind mit neuen Aufgaben und Herausforderungen, beispielsweise wenn es in die Kita oder Schule kommt, gut zurechtkommt, tut sich ein anderes eher schwer damit und braucht vielleicht etwas mehr Unterstützung der Eltern.

Entscheidend ist, dass ein Kind die Erfahrung macht, dass es Unterstützung erfährt, wenn Probleme auftauchen, wenn es Ängste oder Sorgen hat und dass es Schwierigkeiten überwinden kann.

Lässt sich die psychische Entwicklung unterstützen?

Die meisten Eltern wissen, wie sie beispielsweise die körperliche und geistige Entwicklung ihres Kindes unterstützen können. Doch wenn es um die psychische Entwicklung, die seelische Gesundheit geht, ist vieles erst einmal nicht fassbar und mit Fragen verbunden:

Sichere Mutter-Kind-Bindung.

Was können wir tun, damit sich unser Kind gesund und altersgemäß entwickelt, auch wenn es im Alltag einmal nicht rund läuft?

Wenn es beispielsweise zu Hause oder in der Schule Konflikte und Probleme gibt oder es aufgrund von Trennung oder Tod in der Familie besonderen seelischen Belastungen ausgesetzt ist. 

Was sind die Eigenschaften und Fähigkeiten, die jene psychische Widerstandskraft oder Robustheit in Krisensituationen ausmacht, die heute als „Resilienz“ bezeichnet wird?

Wie können wir unser Kind mit dem nötigen „Rüstzeug“ ausstatten, es dabei unterstützen, dass es sogenannte „resiliente Verhaltensweisen“ oder Schutzfaktoren entwickelt, die ihm helfen auch bei besonderen Herausforderungen nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten und auch Rückschläge und Enttäuschungen zu verkraften?

Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf all diese Fragen. Doch eines ist klar: So wie Sie als Eltern die Beziehung zu Ihrem Kind und das Familienklima gestalten, wie Sie Ihr Kind begleiten und erziehen, können Sie viel dafür tun, dass Ihr Kind die in ihm steckenden Anlagen und Möglichkeiten entfalten kann. 

Die psychische Gesundheit des Kindes fördern

Die für das psychische Gleichgewicht und die Bewältigung von Belastungen und Herausforderungen notwendigen Eigenschaften und „Fähigkeiten“ erwirbt und entwickelt Ihr Kind vom Tag seiner Geburt an mit Ihrer Unterstützung: 

Entwicklungsaufgaben erfolgreich bewältigen

In den verschiedenen Alters- und Entwicklungsphasen müssen Kinder sogenannte „alterstypische Entwicklungsaufgaben“ bewältigen – bestimmte Anpassungsleistungen, die ein Kind in einer bestimmten Altersspanne erbringen muss, um sich darauf aufbauend erfolgreich weiterzuentwickeln. 

So muss Ihr Baby in seinen ersten Lebensmonaten zum Beispiel zu Ihnen eine Beziehung aufbauen, seinen Rhythmus mit regelmäßigen Schlaf- und Essenszeiten entwickeln und lernen, sich selbst zu beruhigen.

Mit zunehmendem Alter rücken die Entwicklung motorischer Fähigkeiten (freies Sitzen, Laufenlernen usw.), Sprachaufbau, Entwicklung der Selbstständigkeit (beim Essen, Trinken, Anziehen) sowie die Entwicklung im Denken, im Umgang mit Gefühlen, die soziale Entwicklung immer mehr in den Vordergrund. 

Eltern wissen intuitiv, was das Richtige ist.

Die erfolgreiche Bewältigung vor allem der frühen Entwicklungsaufgaben – etwa der Aufbau der Bindungsbeziehung und die Fähigkeit zur Selbstregulation – ist für die körperliche und seelische Gesundheit Ihres Kindes auch in späteren Lebensphasen von großer Bedeutung. 

Jede Entwicklungsaufgabe bedeutet für Ihr Kind jeweils eine neue Herausforderung, die es zunächst auch überfordern kann und die es mithilfe bereits entwickelter Fähigkeiten und Fertigkeiten meistern muss – durch Ausprobieren, durch Nachahmen von Vorbildern, durch Unterstützung von Ihnen oder anderen Bezugspersonen.

Insbesondere bei den frühen Aufgaben, wenn das Baby zum Beispiel „Strategien“ zur Selbstregulation und seinen Rhythmus entwickeln muss, braucht es Ihre einfühlsame Unterstützung. 

Hat Ihr Kind eine Entwicklungsphase – mit oder ohne besondere Unterstützung – gut geschafft, werden ihm in der Regel auch die Aufgaben der nächsten Altersphase gelingen. Indem Sie ihm die Sicherheit geben, da zu sein, wenn es erforderlich ist, ermutigen Sie Ihr Kind, Neues auszuprobieren, sich den alterstypischen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen und zu bewältigen.

Ihr Kind kann hierdurch frühzeitig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ein angemessenes, gesundes Selbstvertrauen entwickeln.

Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany.

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