nacht-depesche⚡️

Trends bei Klassenfahrten – Welche Städte sind vorn?
Trends bei Schulreisen

Trends bei Klassenfahrten – Welche Städte sind vorn?

Berlin bleibt gefragt, doch andere Städte holen auf. Manche Ziele sind schwerer erreichbar oder teurer geworden, während neue Favoriten an Bedeutung gewinnen. Wo geht es 2025 hin, welche Überraschungen gibt es – und welche Städte könnten an Attraktivität verlieren?

Copy link
URL has been copied successfully!
Trends bei Klassenfahrten

Berlin ist unangefochten auf Platz eins

Keine Stadt wird so oft gewählt wie Berlin. Die Hauptstadt ist mehr als viermal so gefragt wie Hamburg, das auf Platz zwei liegt. Dieser gewaltige Vorsprung zeigt, dass Berlin für Klassenfahrten die mit Abstand attraktivste Wahl ist.

Für Lehrer ist Berlin ideal. Kaum eine andere Stadt bietet so viele Möglichkeiten, Geschichte und Politik direkt vor Ort zu vermitteln. Bundestag, Holocaust-Mahnmal, Gedenkstätte Berliner Mauer – all das lässt sich problemlos in ein pädagogisch wertvolles Programm packen.

Für Schüler ist Berlin oft aus ganz anderen Gründen spannend. Sie interessieren sich weniger für das offizielle Programm, sondern für das, was die Stadt sonst noch zu bieten hat. Clubs, Szeneviertel, große Einkaufsstraßen und unzählige Essensmöglichkeiten. Viele kommen gezielt wegen der Mode. Die Hauptstadt ist voll von Sneaker-Stores, Streetwear-Shops und Flagship-Stores, die es nur in Berlin gibt.

Auch kulinarisch bietet Berlin das, was anderswo Mangelware ist. Vor allem die Dönerläden genießen einen Ruf, der weit über die Stadtgrenzen hinausgeht. Die Konkurrenz ist so groß, dass die Qualität deutlich höher ist als in der Provinz – und das zu einem Preis, für den man anderswo nur Mittelmaß bekommt.

Berlin bietet also für beide Seiten genau das, was sie suchen. Lehrer haben ihr Bildungsprogramm, Schüler das Großstadtleben. Diese Mischung macht die Stadt zur unangefochtenen Nummer eins.

Klassenfahrtziele
Fahrten pro Jahr
Berlin
40.000
Hamburg
9.800
Prag
6.500
Amsterdam
6.500
London
4.300
München
4.300
Paris
3.600
Köln
3.600
Barcelona
3.600
Dresden
3.500
Leipzig
2.900
Wien
2.900
Hannover
2.300
Rom
2.300
Weimar
1.500
Brüssel
1.200
Heidelberg
1.200
Nürnberg
1.000
Krakau
1.000
Schwerin
1.000
Kopenhagen
1.000
Freiburg
1.000
Stuttgart
800
Düsseldorf
800
Stockholm
400

Hamburg zieht noch, danach wird es eng

Nach Berlin folgt mit großem Abstand Hamburg. Die Stadt erreicht etwa ein Viertel der Nachfrage der Hauptstadt, bleibt aber klar auf Platz zwei. Der Hafen, die Speicherstadt und das Miniatur Wunderland gehören zu den meistbesuchten Programmpunkten. Auch die Reeperbahn spielt eine Rolle – offiziell als geschichtsträchtiges Viertel, inoffiziell wegen der Bars und Clubs. Musicals wie „Der König der Löwen“ ziehen zusätzlich Schulklassen an.

München liegt weit hinter Hamburg und kommt nur noch auf weniger als die Hälfte der Nachfrage. Die bayerische Landeshauptstadt punktet mit dem Deutschen Museum, dem Olympiapark und der Nähe zu den Alpen. Für viele Klassen gehört auch ein Ausflug zur KZ-Gedenkstätte Dachau zum festen Programm. Die Stadt bleibt attraktiv, kommt aber an Berlin und Hamburg nicht heran.

Koeln

Köln und Dresden liegen nahezu gleichauf. In Köln stehen der Dom und der Rhein im Mittelpunkt, während Dresden mit barocker Architektur und der Frauenkirche lockt. Leipzig folgt mit etwas Abstand, gehört aber immer noch zur oberen Gruppe der gefragten Ziele.

Weimar wird trotz seiner geringen Größe regelmäßig gebucht – ein klares Zeichen für die anhaltende kulturelle Bedeutung der Stadt. Goethe, Schiller und das nahegelegene Konzentrationslager Buchenwald sorgen für eine hohe Nachfrage.

Heidelberg ist mit seiner historischen Altstadt, dem Schloss und der Universität seit Jahren ein etabliertes Ziel für Klassenfahrten. Die Stadt ist nicht riesig, wird aber dennoch oft gewählt und behauptet sich gegen größere Metropolen.

Nürnberg überrascht durch seine anhaltende Präsenz in den Top-10-Listen der Klassenfahrtziele. Trotz seiner im Vergleich kleineren Größe wird es häufig gebucht, was auf die Kombination aus geschichtlicher Bedeutung (NS-Dokumentationszentrum, Reichsparteitagsgelände) und Altstadt-Charme zurückzuführen ist.

Amsterdam und Prag vorne, London klar dahinter

Amsterdam und Prag stehen an der Spitze der ausländischen Reiseziele für Klassenfahrten und sind gleichauf. Beide Städte sind gut erreichbar und bieten vielseitige Programmpunkte. In Amsterdam gehören das Anne-Frank-Haus, die Grachtenfahrten und das Rijksmuseum zu den Standardpunkten. Prag beeindruckt mit seiner historischen Altstadt, der Karlsbrücke und den Spuren der kommunistischen Vergangenheit. Während Prag vergleichsweise günstig ist, sind die Preise in Amsterdam hoch.

London folgt mit etwas Abstand. Die britische Hauptstadt bleibt gefragt, liegt aber hinter Amsterdam und Prag. Hohe Kosten, der Brexit und die aufwendigere Einreise könnten hierbei eine Rolle spielen.

Direkt dahinter folgen Paris und Barcelona, die sich auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Paris lockt mit dem Eiffelturm, dem Louvre und weiteren berühmten Sehenswürdigkeiten. Barcelona bietet mit Gaudís Architektur, der Sagrada Família und der Lage am Mittelmeer eine attraktive Mischung aus Kultur und Freizeit.

Wien wird ebenfalls regelmäßig gewählt, liegt aber etwas hinter den meistgebuchten Zielen. Die Stadt bietet eine kaiserliche Geschichte, eine hohe Museumsdichte und zahlreiche Bildungsangebote, wird aber nicht so häufig gebucht wie Amsterdam oder Prag.

Rom

Rom steht als bedeutendes historisches Ziel zwar auf der Liste, wird aber etwas seltener angesteuert. Trotz des Heiligen Jahres 2025 und eines erwarteten Besucheransturms im Vatikan könnten die weite Anreise und die hohen Kosten einige Schulklassen abschrecken.

Krakau und Stockholm gehören ebenfalls zu den gefragtesten Zielen. Krakau bietet mit dem Wawel, der historischen Altstadt und der Nähe zur Gedenkstätte Auschwitz wichtige Bildungsorte. Stockholm ist ebenfalls in den Planungen präsent und wird deutlich häufiger als viele andere europäische Städte gebucht.

Nachhaltigkeit? Gewünscht, aber selten entscheidend

Nachhaltigkeit spielt in Umfragen eine große Rolle, in der Praxis oft weniger. Laut einer Studie von Booking.com halten 80 Prozent der deutschen Reisenden nachhaltiges Reisen für wichtig. 60 Prozent geben an, in den nächsten zwölf Monaten nachhaltiger reisen zu wollen. Doch wenn es um die tatsächliche Buchung geht, sieht es anders aus.

Fast 60 Prozent der Befragten gestehen, dass Nachhaltigkeit bei der Reiseplanung keine Priorität hat. 34 Prozent haben es satt, ständig vom Klimawandel zu hören. Mehr als ein Viertel glaubt, dass ihr Verhalten ohnehin nichts mehr verändert.

Für Klassenfahrten bedeutet das: Nachhaltigkeit wird gerne als Ziel genannt, doch am Ende entscheidet oft der Preis. Eine klimafreundliche Anreise mit der Bahn ist oft teurer als eine Busanreise. Nachhaltige Unterkünfte kosten häufig mehr als herkömmliche Alternativen. 

Viele Schulen und Eltern achten in erster Linie darauf, dass die Reise bezahlbar bleibt – auch, um allen Schülern die Teilnahme zu ermöglichen. Solange nachhaltige Klassenfahrten teurer sind, bleiben sie eine Idee, die in der Praxis selten umgesetzt wird.

Der Preis ist wieder das wichtigste Kriterium

Stefan Schuster ist Geschäftsführer von Schuster Reisen, einem Anbieter für Klassenfahrten. Seit über 20 Jahren organisiert sein Unternehmen Reisen für Schulklassen in ganz Europa. Wir haben mit ihm über aktuelle Trends und Herausforderungen gesprochen.

Herr Schuster, welche Reiseziele sind 2025 besonders gefragt?

Stefan Schuster: Berlin bleibt mit großem Abstand die Nummer eins. Danach folgen Toskana, Gardasee und München. In letzter Zeit sehen wir aber auch, dass günstigere Alternativen wie Krakau oder Leipzig an Bedeutung gewinnen. Viele Schulen suchen nach bezahlbaren Optionen, besonders seit die Reisekosten gestiegen sind.

Hat sich das Buchungsverhalten der Schulen verändert?

Stefan Schuster: Ja, eindeutig. Früher wurde oft kurzfristig gebucht, heute planen Schulen länger im Voraus, weil viele Anbieter ihre Preise erhöht haben. Außerdem sehen wir, dass Lehrer verstärkt nach Unterkünften außerhalb der Innenstädte suchen, um Kosten zu sparen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Klassenfahrten?

Stefan Schuster: Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Angeboten wächst in der Theorie, aber in der Praxis bleibt der Preis das entscheidende Kriterium. Eine klimafreundliche Anreise mit der Bahn ist für große Gruppen teurer als eine Busfahrt, und das können sich viele Schulen nicht leisten. Nur kleinere Gruppen reisen mit der Bahn günstiger. Wenn Nachhaltigkeit nicht mit Mehrkosten verbunden ist, wird sie gerne mitgenommen – aber ein echtes Buchungskriterium ist sie selten.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Organisation von Klassenfahrten?

Stefan Schuster: Neben den gestiegenen Kosten, sind es vor allem organisatorische Hürden. Die Nachfrage nach beliebten Zielen ist hoch, aber viele Unterkünfte und Busunternehmen sind früh ausgebucht. Dazu kommen strengere Sicherheitsvorgaben, etwa bei Reisen nach Großbritannien wegen des Brexits. Insgesamt ist die Planung aufwendiger geworden.

Die Zukunft der Klassenfahrten – Wohin geht’s?

Berlin bleibt das meistgebuchte Ziel, doch die Sicherheitslage wirft Fragen auf. Gewalttaten gegen Schulklassen häufen sich, und viele Schulen stellen sich die Frage, ob es nicht sicherere Alternativen gibt. Besonders Städte wie Prag oder Krakau könnten profitieren. Beide sind mit dem Bus gut erreichbar, bieten kulturelle Programme und gelten als deutlich sicherer als Berlin.

Neben der Sicherheitsfrage bleibt die Kostenentwicklung ein entscheidender Faktor. Klassenfahrten sind teurer geworden, viele Schulen suchen nach günstigeren Alternativen. Osteuropäische Städte sind hier klar im Vorteil. Prag und Krakau bieten im Vergleich zu Westeuropa günstige Unterkünfte und Verpflegung – ein Argument, das bei vielen Schulen zählt.

Ob Nachhaltigkeit in Zukunft eine größere Rolle spielt, bleibt offen. Bisher entscheiden sich Schulen fast immer für die günstigere Reiseoption. Doch steigender gesellschaftlicher Druck könnte dazu führen, dass sich umweltfreundliche Angebote stärker durchsetzen. Ob dies allerdings zu höheren Buchungszahlen für nachhaltige Klassenfahrten führt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

5 2 votes
Article Rating
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Auch interessant

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial